„Für mich ist KI die nächste Stufe der menschlichen Evolution“

München, 14.08.2024
Bei Goldmann erscheint heute das neue Buch „Alles KI?“ von Christoph Santner. Der KI-Experte, Journalist und Autor beschäftigt sich schon seit Jahrzehnten mit dem Thema. Im Interview erläutert Santner, warum er dieses Buch geschrieben hat, welche Beispiele für den Einsatz von KI ihn begeistern und warum er empfiehlt, KI unbedingt einmal selbst auszuprobieren.
Christoph Santner

Der Journalist, Autor und „KI-Veteran“ Christoph Santner setzt sich schon seit den 1980er-Jahren mit künstlicher Intelligenz auseinander. Er interviewte unzählige Pionier:innen der KI-Forschung und Robotik und ist regelmäßig auf Branchen-Konferenzen geladen, wie zuletzt bei „AI for Good“ der UNO. Als Experte für künstliche Intelligenz der Zeitschrift „Forum Nachhaltig Wirtschaften“ steht er mit AI-Labs, führenden Unternehmen und Start-up-Gründer:innen der Szene in Kontakt. Als KI-Consultant berät er Unternehmen bei der Entwicklung und Implementierung von KI-Strategien. Heute erscheint bei Goldmann in der Penguin Random House Verlagsgruppe sein neues Buch „Alles KI? Die Welt der Künstlichen Intelligenz verstehen und nutzen“. Im Interview erklärt er, warum er dieses Buch geschrieben hat und worum es darin genau geht.

Herr Santner, was hat Sie dazu inspiriert, ein Grundlagenwerk zum Thema künstliche Intelligenz zu schreiben – und was wollen Sie den Lesern damit vermitteln?

Christoph Santner: KI ist die vermutlich wichtigste Erfindung unserer Generation, wohl noch wichtiger als das Internet. Weil wir plötzlich zu einem „intelligenten Wesen“ Zugang haben, das uns enorm weiterhelfen kann. Für mich ist es so, also würden wir aus einem dunklen Mittelalter in eine helle Renaissance gehen – gerne auch so geschrieben: RenAIssance mit AI, also mit Artifizieller Intelligenz. Jeder Mensch sollte sich damit beschäftigen und die Superpower KI für sich anwenden. Wie heute ja fast jeder Internet und Smartphone benutzt. Was ich vermitteln will: Wir brauchen keine Angst vor KI zu haben, wenn wir wissen wie sie funktioniert und wie wir sie im Alltag anwenden können. KI-Wissen ist auch ein Stück Macht in unserer Zeit. Ein Vorteil im Sinn von „survival of the fittest“.

Sie beschäftigen sich schon seit vielen Jahren mit künstlicher Intelligenz. Welche Veränderungen oder Fortschritte haben Sie am meisten beeindruckt oder überrascht?

Christoph Santner: Wie schnell nun alles geht. Weil ja mittlerweile eine KI die andere trainiert und KIs mit Millionen von Büchern gefüttert wurden. Auch die Entwicklungen von Humanoiden Robotern und Machine Learning faszinieren mich. Ich habe bereits eine Pressekonferenz mit neun Humanoiden Robotern erlebt, die wirklich gut war. KI entdeckt in der Wissenschaft neue Materialien und macht Durchbrüche, für die sie bereits den Nobelpreis verdient hätte. In der Medizin, etwa der Hirnchirurgie, arbeitet sie mit unglaublicher Präzision. Warum sollen wir uns also nicht von KI und Robotern unterstützen lassen? Sonst müssten wir ja auch vom Auto gekränkt sein, das schneller laufen kann als wir, oder von Wikipedia, weil dort so viel mehr Wissen drinsteckt als in meinem Kopf. Für mich ist KI die nächste Stufe der menschlichen Evolution.

Künstliche Intelligenz wird oft mit Hoffnungen und Ängsten zugleich betrachtet. Welche ethischen Aspekte sollten bei der Entwicklung und Anwendung von KI berücksichtigt werden?

Christoph Santner: Ganz klar: KI muss für den Menschen da sein, und nicht umgekehrt. KI muss unsere Gesetze befolgen und unsere ethischen Prinzipien. Natürlich wird sie von Kriminellen missbraucht wie jede andere Technologie auch. Deshalb sind wir aufgerufen, KI heute korrekt zu programmieren, sie sicher zu machen, und sie für und nicht gegen unser Wohl einzusetzen.

Sie betonen in Ihrem Buch, dass KI bereits überall eingesetzt wird. Welche alltäglichen Beispiele für künstliche Intelligenz begeistern Sie persönlich am meisten?

Christoph Santner: Einerseits ganz prinzipiell, dass ich hier einen fast allwissenden Gesprächspartner habe, der auf so gut wie alle Fragen auch intelligente Antworten hat. Bei Bildgeneratoren finde ich es spannend, der Maschine Aufgaben zu geben, die mit „imagine ...“ beginnen. Also: Stelle dir vor, wie eine Maschine aussehen könnte, die schnell Bäume züchtet und diese gleich pflanzt, um Wüsten zu begrünen. Oder wirklich kreative Architektur mit Materialien, die durch KI entwickelt werden. Da kommen unglaublich visionäre Bilder heraus, die uns inspirieren, „out of the box“ zu denken und zu handeln. Dann natürlich die Wissenschaft. KI hilft zum Beispiel bei der Entwicklung von Kernfusion – so wie es die Sonne seit Milliarden Jahren vormacht. Das würde – oder wird – unser Energieproblem mit einem Schlag lösen. Hunderte Start-ups und Wissenschafts-Labs forschen daran, mit KI.

Mit einem QR-Code-Zugang ermöglichen Sie es den Lesern, KI selbst zu erleben. Wie kamen Sie auf diese Idee und was erhoffen Sie sich von dieser Erfahrung?

Christoph Santner: Um zu verstehen, was Wasser ist, geht man am besten schwimmen oder trinkt einen Schluck. Soll heißen: Rund vier von fünf Personen haben KI noch nicht selbst erlebt und ausprobiert, teils aus Skepsis. Das will ich ändern. Bei unserer KI, die wir parallel zum Buch aufgebaut haben, kann man direkt mit der KI kommunizieren. Fragen stellen. Aufgaben lösen lassen. Wir liefern zur Theorie also auch die Praxis mit. Ich denke das ist eine Chance, die sich niemand entgehen lassen sollte. Ein echter Mehrwert, nicht wahr?

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